Geschichte: Gemeinde Gebsattel

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Geschichte

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Geschichte des Ortes Gebsattel

Ursprünglich waren es zwei Orte, nämlich das ältere Kirchdorf links der Tauber aus der Zeit der fränkischen Landnahme und das jüngere Schlossdorf rechts der Tauber, das im 11. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Rothenburg-Komburg war und seinen Namen nach der letzten Besitzerin aus diesem Hause, der Gräfin Geba (Gebasedelen = Sitz der Geba), erhielt. Nach 1400 gehörten etwa ¾ der Anwesen zum Benediktinerstift Komburg bei Schwäbisch Hall, während ¼ der Bewohner Rothenburger Untertanen waren.

Erst 1810 kam Gebsattel zu Bayern. Bis zur kommunalen Gebietsreform gehörten zu Gebsattel die Ortsteile Eckartshof und Rödersdorf. 1972 schloss sich Kirnberg mit den Weilern Pleikartshof, Speierhof und Wildenhof an. Im Jahre 1978 wurde Bockenfeld in die Gemeinde eingegliedert.

Historische Gebäude

Die historischen Gebäude in Gebsattel finden Sie hier:

Die Kirche St. Laurentius

Der erste Bau an dieser Stelle entstand spätestens im 10. Jahrhundert. Der älteste Teil der heutigen Kirche ist der Turm. Die unteren Geschosse stammen aus dem 12./13. Jahrhundert. Die wuchtige Bauweise und die Schießscharten weisen das Gotteshaus als ehemalige Wehrkirche aus. Das Obergeschoss des Turmes war ursprünglich ein Fachwerkbau.

1594 wurde es abgerissen und durch ein höheres Mauerwerk ersetzt.
1676 wurde wurde das Pfarrhaus errichtet,
1683 erfolgte die Neukonsegration der Kirche und
1716 war der Bau des neuen Langhauses abgeschlossen.
Ein Blick ins Innere lohnt sich.

Das Schloss

Das Schloss hat seinen Ursprung sicher im 11. Jahrhundert, in der Zeit der Grafen von Rothenburg-Komburg. Die Entstehung des heutigen Baues ist vermutlich ins 15. Jahrhundert zu datieren. Im Laufe der Jahre wurden viele An- und Umbauten vorgenommen. Über lange Zeit diente er als Wohnsitz des komburgischen Amtmanns.

Das Gasthaus Lamm

" ... war einst die 'Erbschenkstatt', in der seit dem Mittelalter getrunken, gefeiert, getanzt und gerauft, aber auch Gericht gehalten und Dorfpolitik gemacht wurde. An der Hauswand hing einst der 'Lasterstein', den böse oder sündige Weiber unter dem höhnischen Gejohle der Dorfbevölkerung tragen mussten ....."
(Chronik v. Gebsattel S. 465)

Histörchen

Die Chronik zur Gemeinde Gebsattel finden Sie hier:

Der Gebsattler Semmelkrieg

Bis gegen 1580 gab es in Gebsattel keinen Dorfbäcker, das heißt, so um 1524/25 war einmal einer kurz da; er hieß mit Vornamen Burkhard, stammte aus der Hollermühle bei Tauberscheckenbach und konnte - wie alte Leute sich erinnerten - »schöne, weiße Weck backen«.
Nach ihm wurden die Gebsattler durch die Rothenburger Stadtbäcker versorgt, die ihre Bäckerbuben mit Körben voll allerlei Brot und Weck von Haus zu Haus schickten, oder sie in den Schankstätten des Ortes auf Käufer lauern ließen. Da Gebsattel ein großes Dorf war, zu dem auch noch mehrere Nebenorte gehörten, stellte es für die Stadtbäcker ein wichtiges Absatzgebiet dar, das es zu schützen und zu behaupten galt.
Nun kam 1581 einer der Rothenburger Bäcker namens Hans Heslein auf den unglücklichen Einfall, in Gebsattel eine eigene Bäckerei aufzumachen. Er war, das muss man sagen, etwas zwielichtig, und sein Leumund war nicht der beste. Im Mai 1581 aber bekam er dennoch die Genehmigung, sich ein Vierteljahr lang in Gebsattel einzumieten, und im Juli wurde ihm tatsächlich gestattet, sich einen Bauplatz zu kaufen, ein Haus darauf zu setzen und darin die »Pisterei zu treiben« (zu backen).

Rothenburg, das davon Wind bekommen hatte, ließ sogleich verlauten, es werde einen Bäcker in Gebsattel nicht dulden, der komburgische Amtmann setzte dagegen, das gehe die Rothenburger nichts an.
Heslein kaufte sich in der Feldgasse (Kirnberger Straße) einen Garten, baute ein Häuslein hinein, dazu einen Backofen, und eröffnete seine Bäckerei. Die Stadt protestierte sofort. Erstens sei dort, wo Heslein gebaut habe, noch nie ein Haus gewesen, ein neues Haus aber schmälere die Gemeinderechte der übrigen Dorfbewohner, auch der rothenburgischen Untertanen. Zweitens aber - und vor allem - habe das Haus ja kein Backrecht.
Komburg oder der komburgische Amtmann könne über die Erteilung eines Backrechtes nicht allein entscheiden, daher dürfe in Hesleins Haus auch nicht gebacken werden. Und überhaupt dieser Heslein. Man habe ihm 1570 das Rothenburger Bürgerrecht verliehen, er habe sich aber nicht wie ein Biedermann gezeigt, sondern sich »dem Fressen, Saufen, Spielen, Schießen und anderen Händeln ergeben«. Oft sei er 14 Tage lang nicht heimgekommen und habe die Leute betrogen, so dass man ihm einen Kurator habe setzen müssen. Dann sei er aus der Stadt geflohen, ohne einen Heller Nachsteuer zu zahlen, und in Gebsattel habe er dann »auf das Hoffärtigste samtene Hosen getragen«.
Auch die ehemaligen Kollegen wussten Schlechtes über ihren Konkurrenten zu berichten, zum Beispiel, dass er 1580 in der Stadt wegen Beleidigung und Händeln eingesperrt war und 1581 wegen liederlichen Haushaltens und Unfleiß, aber auch wegen verschiedener Betrügereien wiederum hatte einsitzen müssen.
Heslein wandte ein, er sei nicht durch Schulden »ins Abnehmen« gekommen, sondern durch die Krankheit seiner Tochter, aber auch, weil ihm mehrere Schweine eingegangen seien. Er brauchte sich nicht viel Mühe mit seiner Verteidigung zu geben, denn der Amtmann hielt zu ihm und ließ ihn weiter backen. Möglicherweise hielt der die Anschuldigungen schon für wahr, aber es war halt so schön, zu sehen, wie Rothenburg sich ärgern musste, drum durfte der Beck bleiben. Die Stadtväter jedoch fackelten nicht lange. Sie zogen mit einem großen Aufgebot von Soldaten und Arbeitern nach Gebsattel und ließen Hesleins Backofen kurzerhand einreißen.

Als der ,Amtmann ihn wieder aufbauen ließ, rückte Rothenburg wieder an, diesmal mit 13 Pferden, 90 Schützen und zehn Stadtarbeitern, und riss ihn wieder ein. Sicherheitshalber wurde diesmal jeder einzelne Ziegel zertrümmert. Jetzt wies der Amtmann den Becken an, seine Sachen im Backofen der Erbschenkstatt zu backen, und dem Wirt Hoffmann befahl er, dies zu dulden. Daran - dachte er - werde die Stadt sich doch nicht wagen. Rothenburg mahnte ab und ließ, als das nichts nützte, auch den Backofen der Erbschenkstatt einreißen (A 148). Um den wieder aufzubauen, holten sich die Gebsattler drei Fuhren Backsteine aus der rothenburgischen Ziegelei in Walkersdorf - gewaltsam und ohne Bezahlung.

Komburg hatte schon vor längerer Zeit eine Unterlassungsklage zum kaiserlichen Kammergericht nach Speyer eingereicht. Am 5. 2. 1582 wurde entschieden, dass Rothenburg bei Meidung einer hohen Geldstrafe künftig keine Backöfen in Gebsattel mehr einreißen dürfe.
Schön, meinten die Stadtväter, wir gehorchen; aber das heißt noch lange nicht, dass Komburg gewonnen hat. Es ist uns durch diese Entscheidung ja nicht auferlegt worden, das Backen zu dulden. Kurze Zeit später musste Heslein sein neues Bäckerhäuslein »schuldenhalber« schon wieder verkaufen, ganze zwei Jahre hatte er es besessen. Vielleicht hat er sein liederliches Haushalten und seinen Unfleiß auch in Gebsattel fortgesetzt. Den komburger Herren muss es jedenfalls wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen sein, dass just damals das Haus, das der Erbschenkstatt gegenüber lag, dem Stift »zurückgeschlagen« wurde. Die bisherigen Besitzer, Hans und Endres Klingler, steckten bis zum Hals in Schulden und hatten außerdem mehrere Gebsattler »über das Seil geworfen« (betrogen). Es wurde eine Gläubigerversammlung einberufen, und am 23. 2. 1583 wurden sie aus Gebsattel ausgewiesen. Sie mussten - samt ihren Familien - das Haus innerhalb von zwei Tagen räumen.

Nun ließ der Amtmann auf der Rückseite des Gebäudes sofort einen Backofen anbauen. Rothenburg führte, noch ehe der Bau fertig war, eine Ortsbesichtigung durch und schickte am gleichen Tag ein Protestschreiben. Dieses Haus habe noch nie ein Backrecht besessen, deshalb dürfe darauf auch kein Bäcker arbeiten.
Komburg ließ den Backofen trotzdem fertigstellen und gab dieses Haus dann dem Heslein (wohl nur pachtweise). Der blieb aber auch hier nicht lange, sondern verschwand schon 1584. Die Rothenburger hatten ihn bereits 1581 einmal relegiert (ausgewiesen), und weil er sich 1584 auf der Rödersdorfer Kirchweih Rothenburger Amtsträgern gegenüber frech und aufmüpfig benommen hatte, wiederholten sie diese Ausweisung noch einmal; diesmal hieß es »auf ewig«. Die Bäckerei war damit aber noch immer nicht aus der Welt geschafft, denn Frau Heslein, die mit ihren Kindern in Gebsattel blieb, führte sie weiter.

Den rothenburgischen Untertanen war zwar von Anfang an streng verboten worden, beim Gebsattler Bäcker Brot oder anderes Gebäck zu kaufen. Dieses Verbot wurde aber listig umgangen. Die Leute kauften ihre Backwaren beim Wirt, und der holte sie beim Bäcker. So hatte Frau Heslein keine Absatzsorgen, und die Gebsattler, soweit sie rothenburgisch waren, mussten nicht wegen jeder Semmel, die sie essen wollten, in die Stadt laufen.
Nun mussten sich die Rothenburger Stadtväter etwas einfallen lassen, um ihren Stadtbäckern die Gebsattler Konkurrenz vom Leibe zu halten. Sie begannen stoßtruppartige Unternehmungen, wie sie sonst nur im Kriege üblich sind. Am 16. 4. 1585 zum Beispiel zogen nachts um 4.00 Uhr vier Reiter und 42 Schützen nach Gebsattel zu Frau Hesleins Haus, beschlagnahmten hier alles Backwerk und schafften es in die Stadt. Der Gesamtwert der Beute lag bei etwa drei Gulden. Der Überfall wurde am folgenden Tag noch einmal wiederholt, diesmal waren 30 Bürger und vier Pferde beteiligt. Führer des Stoßtrupps war Georg Rösch vom Reichsrichteramt. Erbeutet wurden »vier rückene Laib Brot zu je 3¼ Gewicht, 91¼ geringe Paar Weck zu 4 Pfennigen (ein Paar wiegt 24 Lot), sechs große Paar (wiegt ein Par 43 Löt), 29 Filzwecklein, wiegt eines 22 Lot zu vier Pfennigen, und 12 aufgeschnittene Wecken zu 14 Lot.
Um die Beckin - und natürlich auch den Herrn Amtmann im Schloss - restlos zu verunsichern, wurde die Aktion am Abend des gleichen Tages ein weiteres Mal durchgeführt. Erwischt wurden da allerdings nur drei Paar große Weck und vier Eierkuchen.
Am 18. 4. waren die Rothenburger wieder da, und weil die Beckin diesmal nicht öffnete, mussten einige der Invasoren das Hoftor überklettern, dann aus den Angeln heben und die Haustüre mit Gewalt aufbrechen.
So ging es weiter. Am 1. 5. 1585 wurden acht große und 8¼ kleine Paar Weck, ein großes Paar zu acht Pfennigen und zwei Scheitweck erbeutet. Bei dem Überfall vom 20. 10. 1585 steht nicht fest, ob der noch bei Frau Heslein oder schon beim neuen Bäcker Georg Müller erfolgte. Müller kam wohl um diese Zeit als Nachfolger der Frau Heslein ins Dorf. Fest steht, dass auch bei ihm requiriert wurde, zum Beispiel am 2. 12. 1585, wo die Soldaten eine Kammertür und eine Truhe gewaltsam aufbrachen. Hinterher bestritten sie es allerdings und behaupteten, der Beck habe alles freiwillig geöffnet.
Müller ließ sich aber nicht entmutigen. Er saß noch 1587 Bäckerhaus und führte 1590 eine Klage gegen Rothenburg. 1592 jedoch resignierte er. Sein Prozeßbevollmächtigter teilte dem Gericht mit, dass sein Mandant »entwichen und ausgetreten« sei. Die rothenburgische Zermürbungstaktik war erfolgreich gewesen.
Müllers Nachfolger kam aus Komburg und hieß Hans Eisenmanger. Er dürfte die Bäckerei 1588 übernommen haben. Auch ihn verschonten die Rothenburger nicht. Am 19. 3. beispielsweise suchte ihn der innere Richter Leonhard Staudt in Begleitung eines Advokaten und unter dem Schutz von vier Stadtknechten, zwei Bauernfängern, dem Richterknecht und 22 Schützen heim.
Man traf aber nur Frau Eisenmanger an, ihr Mann war gerade in Schwäbisch Hall. Sie erklärte Herrn Staudt, dass Komburg ihrem Mann befohlen habe, in Gebsattel zu backen, er sei also nicht aus freien Stücken hier.
Wie üblich räumte das Kommando den Bäckerladen aus, fand hier zwar nur fünf Paar Weck, doch tauchten in anderen Räumen des Hauses weitere 188 Paar auf, die versteckt gewesen waren. Alles wurde auf einen Karren verladen und wieder nach Rothenburg transportiert. Dieser Eisenmanger, der angeblich so unfreiwillig in Gebsattel war, hielt sich im Dorf nicht lange; schon 1589 erscheint sein Name nicht mehr in den Akten. Sicher werden die ewigen rothenburgischen Überfälle mitentscheidend gewesen sein. Der Hauptgrund für sein frühes Verschwinden war aber wohl der Umstand, dass er sich mit seiner Kundschaft nicht verstand, weil sie sich nicht bemogeln ließ. Er machte nämlich seine Brote kleiner als die Rothenburger Bäcker, worauf die Gebsattler - wie in alten Zeiten - wieder rothenburgisches Brot kauften.
Über die Nachfolger Eisenmangers geben die Akten der Stadtarchivs Rothenburg ,keine Auskunft. Hat Komburg keinen Dorfbeck mehr eingesetzt, oder hat Rothenburg den Semmelkrieg nicht weitergeführt? Offiziell beendet wurde die leidige Angelegenheit erst am 16. Februar 1614 durch einen Vergleich. Rothenburg versprach, den Dorfbecken künftig zu tolerieren, dafür sagte Komburg zu, in Zukunft keine neuen Handwerksbetriebe mehr im Dorf einzuführen.   

Aus "Gebsattel, Chronik eines fränkischen Dorfes" von Anton Müller 1989 (gekürzt)

Wilhelm Öffner, der wüste Wirt von Gebsattel

Wilhelm Öffner war für das Stift Komburg ein sehr schwieriger Lehensträger. Er habe vor Jahren (1563) die Erbschenkstatt an dich gebracht und bezogen, klagten die geistlichen Herren, sei aber bald ungehorsam geworden. Zwar habe er vertragsmäßig den herrschaftlichen Wein verkauft, aber viel zu teuer und noch dazu mit Wasser vermischt. Seinen Gästen gegenüber habe er das sogar offen zugegeben und erklärt, die Herrschaft zwinge ihn geradezu zu solchen Untaten. Die Weinschätzer, die nach der Qualität des Weines den Preis zu bestimmen hatten, ließ er nicht ins Haus und drohte, sie zu erschießen.

1564 ließ die Herrschaft den Grobian festnehmen, nach Komburg schaffen und dort in den Turm sperren. »Auf sein fleißiges Bitten« wurde er wieder entlassen, nachdem er Urfehde und Besserung geschworen hatte. Kaum wieder in Gebsattel, fing er erneut an, aufmüpfig zu werden. Wieder wässerte er seinen Wein, und wieder verkaufte er dieses Gesöff zu teuer. Den Herrn Dechant in Komburg nannte er einen verdorbenen Bettelpfaffen, vom Amtmann im Schloss behauptete er, diesen verdorbenen Fuchs habe der Teufel nach Gebsattel geführt, dem komburgischen Schultheiß drohte er an, er werde ihn erschießen oder erschießen lassen und seinen Hof abbrennen. Den Schöffen des Dorfgerichts warf er vor, sie hätten ihn so lange verraten, bis er ins Gefängnis gekommen sei, auch den Pfarrer beschimpfte er übel und einige Gäste verdrosch er sogar. Seine Wirtschaft - ließ er verlauten - sei ihm zwar feil, wenn die Herrschaft das wünsche. Wer sie aber kaufen wolle, der müsse 2000 Gulden auf den Tisch legen können, darunter sei nichts zu machen. Fangen lasse er sich ein zweites Mal nicht mehr, er habe sich eine neue Büchse gekauft, mit der er ein oder zwei Leute, falls man versuchen sollte, ihn zu verhaften, glatt erschießen werde. Bei der ersten Festnahme habe man ihn nur deshalb erwischt, weil er damals krank gewesen sei. Anschließend verkündete er noch höhnisch, er kenne sich aus und wisse, dass sein Verhalten ihm nicht den Kopf kosten könne, denn Komburg dürfe keine Köpfe abhauen und nach Würzburg (vor ein bischöfliches Gericht) dürfe man ihn nicht bringen. Es kam ganz anders. Komburg erinnerte sich daran, dass Eidbruch und Unbotmäßigkeit gegenüber der Herrschaft Fraischfälle darstellten und damit in die Zuständigkeit der Rothenburger Richter fielen. Während man sonst eifrigst bemüht war, alle Delikte so herunterzuspielen, daß sie vor dem Dorfgericht verhandelt werden konnten, verlangte der Herr Dekan diesmal eine strenge Bestrafung durch Rothenburg. Er wies darauf hin, dass Leute wie Öffner eigentlich ihren Kopf verwirkt hätten und drohte einen geharnischten Protest an, falls Rothenburg sich für unzuständig erklären sollte. Die Rothenburger dachten gar nicht daran, abzulehnen, ganz im Gegenteil. Da man sie sogar aufforderte, über komburgische Untertanen ihre Hochgerichtsbarkeit auszuüben, taten sie das sofort. Sie schnappten den verdutzten Wirt und warfen ihn wieder in den Turm, diesmal in den rothenburgischen. Am 14. 5. 1566 leistete er - nun vor Rothenburger Richtern - seine 2. Urfehde und hinterher erschien er mit Adam Öffner vom Insinger Schloss und einer Handvoll weiterer betuchter Männer auf der städtischen Ratskanzlei, wo die Herren eine gesamtschuldnerische Bürgschaft über 1000 Gulden leisteten für den Fall, dass Öffner auch seine zweite Urfehde wieder brechen sollte. Diese Urfehde enthielt die für den Wirt unangenehme Verpflichtung, spätestens einen Monat nach der Entlassung aus dem Gefängnis sein Wirtshaus zu räumen.

Hans Wilhelm Öffner nannte die Öffner vom Wildenhof, die auch Rothenburger Stadtbürger waren, seine »Junker«; in der Komburger Klage aber sprach der Dekan von »Hans Wilhelm, Wirt zu Gebsattel, der sich Öffner nennt« und von »Hans Wilhelm, ein lediger Öffner«. Die genauen verwandtschaftlichen Zusammenhänge sind nicht bekannt. Das Benehmen aber, das Hans Wilhelm an den Tag legte, war echt »öffnerisch«. Erst wenige Jahre vorher - 1558 - hatte man Wolf Öffner vom Insinger Schloss in Schwäbisch Hall wegen Räuberei und Brandschatzung geköpft, und Cunz Öffner vom Wildenhof legte sich 1574, also wenig später, mit der Stadt Rothenburg an, weil er zum Bau des neuen Rathauses keine Frondienste zugestehen wollte. 1594 wurde er sogar festgenommen und in Rothenburg »verarrestiert«, was ihm ziemlich teuer zu stehen kam. Aber nicht nur Öffner, auch seine Nachfolger versuchten sich zu bereichern, wo es nur möglich war. 1574 zum Beispiel mussten sich die Gäste der Erbschenkstatt schon wieder über den Wirt, dessen Name nicht überliefert ist, beschweren, weil er den Wein abermals zu teuer verkaufte. Die Herrschaft beauftragte den komburgischen Schultheiß Kraft sowie die Bauern Jörg Dorsch und Michl Erk, den Wein vor dem Verkauf zu prüfen und zu schätzen. Sie sollten den Preis so festsetzen, dass der Wirt höchstens drei Pfennige pro Maß verdiente, bei Preisüberschreitungen sollte er für jede zu teuer verkaufte Maß einen Gulden Strafe zahlen. Für ihre Tätigkeit stand den Prüfern jeweils eine halbe Maß Wein und ein Paar Weck zu.

Aus "Gebsattel, Chronik eines fränkischen Dorfes" von Anton Müller 1989 (gekürzt)

Die Sage vom Teufelsstein bei Rödersdorf

Teufelsstein heißt heute der Berg, an dessen Fuße die Ortschaft Rödersdorf liegt. Dieser wiederum hat seinen Namen von einem mächtigen Felsbrocken, der lange Zeit am Waldrand lag, bis ihn die Rödersdorfer nach und nach zu Baumaterial verarbeitet hatten. Der Stein war den Leuten schon immer verdächtig, da er aus einem Material bestand, welches nirgendwo sonst in der Umgebung vorkam. Wie so oft in der Vergangenheit, reimten sich die Leute auch bei dieser ihnen unerklärlichen Erscheinung eine passende Geschichte zusammen. Es entstand die Sage vom Teufelsstein.

Als einst in Detwang im Taubertal das erste Kirchlein gebaut wurde, ärgerte das den Teufel so sehr, dass er beschloss, es umgehend zu zerstören. Er suchte sich einen mächtigen Felsbrocken und machte sich damit auf den Weg nach Detwang. Als er in die Nähe von Rödersdorf kam, begegnete er am Waldrand einem alten Weiblein, das auf dem Rücken einen Korb voller durchgelaufener Schuhe trug. Auch das Netz am Arm war mit Schuhen vollgestopft, welche die Alte für ihre Nachbarn zum Schuster tragen wollte.
Der Teufel, erschöpft von der schweren Last des Felsbrockens, brüllte sie an und wollte wissen, wie er zu dem neuen Kirchlein komme und wie weit es noch bis dahin sei.
Am Schwefelgeruch und an dem seltsam geformten linken Fuß erkannte die schlaue Frau sofort, wen sie da vor sich hatte. Voller List antwortete sie: »Schau nur meine Schuhe an! Die habe ich auf dem Weg von Detwang nach hier alle durchgelaufen.«
Als der Teufel das hörte und daran dachte, dass er den schweren Brocken noch so weit schleppen müsste, geriet er in Wut und schleuderte ihn zur Seite. Kurz darauf war er verschwunden.

Als die Alte den Stein näher betrachtete, sah sie dort, wo der Leibhaftige ihn mit seinen glühenden Fingern festgehalten hatte, große Löcher. Froh, dass ihr nichts zugestoßen war, ging sie weiter.

Heute scheint das Geheimnis um diesen Stein gelüftet. Als nämlich vor Millionen von Jahren ein Meteorit mit unvorstellbarer Gewalt im Gebiet des heutigen Ries einschlug, wurde das Felsgestein über weite Entfernungen in alle Himmelsrichtungen geschleudert. Ein solcher Brocken ging schließlich hahe dem heutigen Rödersdorf nieder, immerhin fast 80 km vom Ries entfernt.

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